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Woher kommen wir, und wohin wollen wir gehen?  HOPE, die neue Ausstellung im Museion Eröffnung: 29.09.2023

Kuratiert von Bart van der Heide und Leonie Radine in Zusammenarbeit mit DeForrest Brown, Jr. Eröffnung: 29.09.2023, um 19.00 Uhr
HOPE bildet das dritte Kapitel der TECHNO HUMANITIES mit einem internationalen Rechercheteam, bestehend aus Bart van der Heide, Leonie Radine, DeForrest Brown, Jr. und Museion Passage Gruppe Ausstellungsgestaltung von Diogo Passarinho Studio  

Seit seiner Eröffnung vor genau 15 Jahren wurde das Gebäude des Museion wiederholt als außerirdische Architektur bezeichnet, als ein im Stadtzentrum von Bozen gelandetes Ufo. HOPE unterstreicht dieses Sinnbild des Museums als Raumschiff, als Zeitkapsel, als Portal in eine andere Dimension. Das Museion verwandelt sich dabei in eine Produktionsstätte des Affekts und des fragenden Staunens, in der Science und Fiction verschmelzen, um Hoffnung als eine aktive kritische Praxis zu etablieren. So schrieb schon der Philosoph Ernst Bloch im Vorwort zu seinem Buch DasPrinzip Hoffnung (1954): „Man braucht das stärkste Fernrohr, das des geschliffenen utopischen Bewusstseins“, um die Dunkelheit zu durchdringen. HOPE lädt die Besucher*innen dazu ein, sich zwischen realen und imaginären Räumen und Zeiten zu bewegen, um alternative Blickwinkel zu erkunden. Die Ausstellungsarchitektur führt jenseits des gewohnten Wegs zunächst ins vierte Obergeschoss: in ein Observatorium, in dem sich durch verschiedene künstlerische Zeitkapseln neue Perspektiven auf diverse irdische und himmlische Sphären eröffnen. Der Rundgang durch individuelle wie kollektive künstlerische Kosmen bietet Gelegenheit, das Selbst und das Andere jenseits einer anthropozentrischen Weltsicht zu erkunden. Die hier versammelten Videoinstallationen, Skulpturen, Kostüme, Gemälde und Zeichnungen schaffen eine Science-Fiction-Atmosphäre zwischen Apokalypse und Neuanfang an der Schnittstelle von Geisteswissenschaften, Technologie, Ökologie und Ökonomie. Die im dritten Obergeschoss ausstellenden Künstler*innen bedienen sich mitunter neuen Instrumenten des Worldbuildings im Zeitalter der künstlichen Intelligenz und virtuellen Realitäten. Mit ihren Installationen, von denen einige an Videospiele erinnern, schaffen sie immersive Räume zwischen dem Virtuellen und dem Realen, dem Erinnern und dem Vergessen. Das zweite Obergeschoss beherbergt das Archiv des afrofuturistischen Drexciya-Mythos. Hier nehmen die tiefgehenden Recherchen, die DeForrest Brown, Jr. für sein Buch Assembling a Black Counter Culture (2022) zur Geschichte des Techno unternommen hat, räumliche Gestalt an. Im Museion arrangiert Brown etliche Detroit-Techno-Alben in Korrespondenz zu den digitalen Gemälden von AbuQadim Haqq entlang von Karten und Zeitleisten. Parallel entfaltet sich mit seinem Album Techxodus (2023) und seinen Mixen The Myth of Drexciya (2023) und Stereomodernism (2020) die entsprechende Soundgeschichte. Dass HOPE diese bisher übersehene künstlerische Form der Geschichtsschreibung und des Weltenbaus erstmals in diesem Umfang in einem Museum erfahrbar machen wird, ist dem langjährigen Dialog zwischen Brown und Haqq sowie der Plattensammlung von DJ Veloziped / Walter Garber in Bozen zu verdanken. Der Logik eines Wurmlochs folgend, die sich auch in Haqqs Gemälde auf dem Ausstellungsplakat widerspiegelt, entsteht im Erdgeschoss eine Passage, die zu blitzschnellen Reisen zwischen fernen Punkten in der Raumzeit einlädt. Das Nebeneinander von wieder aktivierten Werken und neu entstehenden Projekten schlägt eine Brücke zwischen Geschichte und Zukunft des Museion als Sammlungsinstitution und eröffnet einen Raum des Zuhörens, Sprechens und Diskutierens über zentrale Fragen von HOPE: Woher kommen wir, und wohin wollen wir gehen?   Die Ausstellung umfasst Arbeiten von Almare, Sophia Al-Maria, Ei Arakawa, Trisha Baga, Neïl Beloufa, Black Quantum Futurism, Tony Cokes, Irene Fenara, Michael Fliri, Petrit Halilaj, Matthew Angelo Harrison, AbuQadim Haqq, Andrei Koschmieder, Maggie Lee, Lawrence Lek, Nicola L., Linda Jasmin Mayer, Beatrice Marchi, Bojan Šarčević, Marina Sula, Suzanne Treister, Ilaria Vinci und LuYang sowie Arbeiten  aus der Sammlung des Museion von Allora & Calzadilla, Shūsaku Arakawa, Ulrike Bernard & Caroline Profanter, Shu Lea Cheang, Tacita Dean, Sonia Leimer, Ana Lupaş und Riccardo Previdi.HOPE ist mehr als eine Ausstellung: Das Programm umfasst in Zusammenarbeit mit Transart auch die italienische Premiere einer Performance des Choreografen und Tänzers Trajal Harrell mit dem Ensemble des Schauspielhauses Zürich sowie eine von NOI Techpark geförderte und dort stattfindende Ausstellung des Künstlers Thomas Feuerstein und mehrere Veranstaltungen des Museion Art Club. Ein umfangreiches Vermittlungsprogramm bezieht zudem das Publikum aktiv in das Verhandeln von „Räumen der Hoffnung“ mit ein.