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MATINÈE zur Ausstellung „Federspitze Schnabeltänze“ im Stadtmuseum Bruneck

SONNTAG, 30.10.2022 | 11 UHR

Stadtmuseum Bruneck

„Paul Flora … von bitterbös bis augenzwinkernd …“

Gottfried Gusenbauer | Direktor des Karikaturmuseums Krems spricht zum Werk von Paul Flora

Anlässlich des 100. Geburtstages von Paul Flora arbeiten Südtiroler und Nordtiroler Künstler*innen zu seinem Werk.

Gezeigt werden Arbeiten von Patrick Bonato, Katharina Cibulka, Laurina Paperina, Petra Polli, Josef Rainer und Benjamin Zanon in Kombination mit Werken von Paul Flora aus der Sammlung des Stadtmuseums Bruneck.

Paul Flora hat sich zeitlebens mit Karikatur, Schrift und Zeichnung auseinandergesetzt und mit pointierter Feder die Zeit kommentiert. Einzelne künstlerische, humoristische und diskursive Aspekte im Werk Floras greifen die eingeladenen Künstler*innen auf, um sie in ihre künstlerische Praxis zu übersetzen. Im Dialog mit den Werken Floras aus dem Stadtmuseums Bruneck wurden die für die Ausstellung neu konzipierten Werke in Telfs und nun in Bruneck anlässlich Paul Floras 100. Geburtstag präsentiert.

Die Karikatur und die Technik des Comics greifen die aus dem Trentino stammende Künstlerin Laurina Paperina und der Innsbrucker Künstler Patrick Bonato auf, dessen Vater auch aus dem Trentino stammt. Beiden ist die Technik des Story Boards als Narrativ gemeinsam, um mit einem vielgestaltigen, expressiven und buntem Figurenrepertoire ihre Gegenwart zu beschreiben. Laurina Paperina kombiniert uns allgegenwärtigen Comic Figuren mit den für Flora typischen venezianischen Masken und erinnert uns unterschwellig an die zwei zurückliegenden zwei Jahre der Pandemie.

Patrick Bonato verwebt fiktiv in drei großformatigen Zeichnungen Floras Biografie mit seinem eigenen Lebenslauf: So faszinierte beide als Kinder das Zeichnen von Vögeln, beide hatten/haben Väter aus Südtirol/Trentino und beide lebten auf der Hungerburg.

Einen besonderen biografischen Bezug zwischen Paul Flora und der Familie von Katharina Cibulka – geborene Fiegl – fand die Künstlerin im eigenen Familienarchiv. Ihr Großvater stammte wie der Vater Floras aus dem Vinschgau. Beide lernten sich in Innsbruck in der Zwischenkriegszeit kennen. Über Tagebuchnotizen des Großvaters, Erinnerungen des Vaters und Schriften Floras erzählt die Künstlerin eindringlich die Lebenslinien beider Familien, da u.a. der Großvater Floras Latein Lehrer war und er ihn auch zeichnete.

Das Geschichtenerzählen greift auch der Brixener Künstler Josef Rainer auf, der mit vier Keramikbüsten – „Im Rausch der Stille – Albert Sanches Pinol“, „Krieg und Frieden – Leo Tolstoi“, „Gullivers Reisen – Jonathan Swift“ und „Jule Vernes Sonderbaren Begebenheiten eines Chinesen in China“ – ebenso große Geschichtenerzähler lebendig werden lässt.

Den politischen Erfahrungsraum der Zeichnung als Parole und Aufruf, macht die aus Bozen stammende Künstlerin Petra Polli in ihren Werken deutlich, in dem sie die Technik des Graffities in unterschiedlicher Weise zitiert.

In stiller Zurückhaltung bündelt Benjamin Zanon den rituellen Charakter und Prozess der Zeichnung, so wie auch Flora seine Zeichnungen mittels Schraffuren und Kontraste oszillieren ließ. Angeleitet an der Figurenwelt Floras entwickelt Zanon einen filigranen Mikrokosmos, der uns staunen lässt.

Karin Pernegger, Kuratorin und Initiatorin der Ausstellung