Das Chinesische Kabinett im Kloster Neustift ist restauriert. Prälat Eduard Fischnaller, Stiftsverwalter Fabian Schenk, Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer, Landeskonservatorin Karin Dalla Torre, der Präsident der Stiftung Südtiroler Sparkasse Konrad Bergmeister sowie der Kurator des Stiftsmuseums Hanns-Paul Ties stellten die aufwendigen Restaurierungsarbeiten vor. Dank der Unterstützung des Denkmalamts und der Stiftung Südtiroler Sparkasse waren die Arbeiten möglich.
Im Jahr 2020 wurden bei der Befundung eines Nebenraums des Neustifter Bibliothekssaals Spuren von Wandmalereien aus der Zeit des Rokoko um 1775/80 entdeckt. In Absprache mit dem Landesdenkmalamt wurde Anfang 2021 die Freilegung und Restaurierung der Malereien beschlossen, der Auftrag erging an den Restaurator Hubert Mayr. Die Freilegung dauerte von Januar bis Ende April. Die Restaurierung der Wandmalereien war Ende 2021 abgeschlossen. Im Sommer 2022 folgte dann die letzte Phase – die Restaurierung des Bodens.
Museumskurator Hanns-Paul Ties, der die Restaurierung kunsthistorisch begleitet hat, stellte die Neuentdeckung im Detail vor. Wie der Kurator erklärte, handelt es sich bei den Wandmalereien um ein faszinierendes Zeugnis der für die europäische Kultur des Barock und Rokoko charakteristischen Asien- und China-Begeisterung, die in zahlreichen weltlichen, aber auch geistlichen Residenzen derartige „chinoise“ Raumausstattungen entstehen ließ. Dazu kommen Medaillons mit exotischen Vögeln und anderen Tieren. Genährt durch die Schilderungen der Missionare sowie durch teils erfundene Reiseberichte, etablierte sich in Europa in der Frühen Neuzeit das Bild von China als eine Art irdisches Paradies, als eine „idyllisch verklärte, vorbildhafte Welt.
Ties erläuterte bei der Vorstellung, dass sich die unmittelbaren Vorbilder der Neustifter Raumausmalung in der Innsbrucker Hofkunst von Kaiserin Maria Theresia finden. Als Mitglied des Tiroler Landtags hielt sich der Auftraggeber der Wandbilder, der Neustifter Prälat Leopold von Zanna, immer wieder in Innsbruck auf. Laut dem Museumskurator ist es „zu vermuten, dass Zanna die in Innsbruck vorhandenen „chinoisen“ Raumausstattungen kannte und dass er den zuvor in der Innsbrucker Hofburg tätigen, namentlich nicht bekannten Maler für einen analogen Auftrag nach Neustift holte“. Die ursprüngliche Funktion des Kabinetts war wohl die eines repräsentativen Empfangs- und Festraums.
Das Chinesische Kabinett kann bei einem Besuch des Neustifter Stiftsmuseums mit oder ohne Führung besichtigt werden. Öffnungszeiten: MO bis SA jeweils von 10.00 bis 17.00 Uhr (letzter Einlass 16.15 Uhr).
Im Bild: Museumskurator Hanns-Paul Ties, Stiftsverwalter Fabian Schenk, H. Rüdiger Weinstrauch CanReg, Prälat Eduard Fischnaller, Landeskonservatorin Karin Dalla Torre, Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer, der Präsident der Stiftung Sparkasse Konrad Bergmeister.