„Rädchen laufen und Männlein zappeln bei Musikgeklimper, dass es eine Freude ist. Das ganze ‚Dorfleben‘ läuft mit Wasserkraft, kann aber auch händisch getrieben werden.“ Mit diesen Worten beginnt der langjährige Ultner Chronist Arnold Lösch die Beschreibung des Urbele-Werks im Ultner Gemeindeblatt vom April 2004.
Er beschreibt sodann einzelne Szenen, die in dem Kastl dargestellt werden: „Ein Männlein dreht zum Auftakt die vollbesetzte Volkstanzbühne, auf deren Spitze ein lustiger Geselle mit Weinflasche und Glasl mittanzt. Auf derselben Höhe spinnt die original gekleidete Bäuerin auf einem überaus zarten Spinnrad – und schaut zugleich auf das Kind in der Wiege. Der Schuster sitzt dahinter und hat gerade ein Paar nigelnagelneue Schuhe fertig gemacht. Wohl im Auftrag eines Waldarbeiters feilt der Feiler die fachmännisch eingeklemmte Blochsäge. Es wird der Dorfzimmerer sein, der mit dem ‚Rauhbankl‘ einen Balken hobelt. Der Großknecht dengelt am Stock mit dem schweren Hammer eine ‚Segnes‘. Die anderen Knechte haben das schon hinter sich und mähen mit Schneid und Schwung drauf los.“ Und weiter: „In der Schmittn wird hart gearbeitet, der Meister ist am Amboss und hämmert tüchtig drauf los, während der Geselle das glühende Eisen glättet…. Am Schleifstein gibt es viel zu tun; zurzeit schleift der Meister ein Schnitzmesser. Auch der Weber hat an der ‚Stuedl‘ alle Hände voll zu tun – und raucht dabei noch Pfeife. Bald gibt es frische Kübelmilch, denn die ‚Nandl‘ und der ‚Nei‘ schlagen beharrlich Butter.“
Und weiter: „Indes haben ein paar Leutchen Freizeit und verbringen diese an der Schaukel. Einer zieht sie auf und ab, ein zweiter hält in der Mitte des Balkens ein Fähnlein und zwei sitzen an beiden Enden…. Einige Leute verbringen ihre Freizeit im Wirtshaus ‚Zum Urbele‘. Da geht es scheinbar nicht gar zu friedlich zu: zwei Stühle und eine Bank liegen am Boden, und zwei Manderleut watschen einander unsanft. Der Ziehorgelspieler schaut ihnen verwundert zu und die Kellnerin möchte die Grobiane auseinanderzerren, bevor die Weinflasche und die vollen Gläser umfallen. Das alles spielt sich im ‚Urbele-Dorf‘ ab, von unzähligen weiteren Einzelheiten ganz zu schweigen.“
Wer war der Erfinder und Bastler dieses Talmuseums in Miniatur? Es war Urban Knoll, der 1895 in St. Pankraz als Sohn armer Leute Kind geboren wurde. Der „Urbele“, wie er genannt wurde, fristete als Hirte und findiger Bastler ein karges Leben. Nachdem er sich durch den Bau eines Häusls arg verschuldet hatte, wanderte er 1940 nach Österreich aus. Mit seinem geschnitzten und bemalten Wunderkastl, das er nah und fern auf Märkten vorführte, dokumentierte er die bäuerlich und handwerklich geprägte Welt von früher in einmaliger Weise und verdiente sich so eine Kleinigkeit dazu. Als begnadeter Bastler hat er – vielleicht unwissentlich – für ein bisschen sozialen Ausgleich und soziale Gerechtigkeit in einer Welt mit strengen Hierarchien gesorgt.
Talmuseum Ulten, St. Nikolausinfo@culten.it