Die „arische Krippe“ des Ferdinand Plattner und die Eidesverweigerung durch das SS-Polizeiregiment „Brixen“: Eine neue Installation im Stiftsmuseum Neustift erinnert an zwei Akte gewaltlosen Widerstands gegen das Naziregime, die während der deutschen Besetzung Südtirols von 1943 bis 1945 in der Gegend von Brixen vollzogen wurden. Die Installation wurde im Rahmen eines Schulprojekts erarbeitet, bei dem Schulen aller drei Sprachgruppen unter der Leitung von Cristiana Cattoi vom ITE e Liceo IIS Bressanone zusammengewirkt haben.
Präsentation der Installation Freitag, 29.11.2024, 10.30 UhrStiftsmuseum Kloster Neustift
Im Zentrum steht der Priester und Krippenbauer Ferdinand Plattner, der zu Weihnachten 1943 vor ranghohen Nazis seinen Dissens gegenüber dem Nationalsozialismus äußerte: Er bezeichnete eine Krippe als „arisch“, aus der er alle Figuren entfernte, weil sie jüdischer Abstammung waren. In der Krippe ließ er nur Ochs und Esel, die ein ebenfalls antinazistisch gesinnter Anwesender als Karikatur von Hitler und Mussolini interpretierte. Plattner wurde wegen Majestätsbeleidigung angeklagt und gegen ihn wurde die Todesstrafe verhängt, die dann aber in eine Haftstrafe umgewandelt wurde.
Außerdem wird in der Installation an die mehr als 1.300 Männer des in die SS integrierten Polizeiregiments „Brixen“ erinnert, die schwiegen, als sie im Februar 1945 Hitler die Treue schwören sollten. Sie wurden daraufhin zur Strafe nach Oberschlesien in den Tod geschickt, wo die Russen nunmehr siegreich vorrückten. Nur wenige Männer kehrten lebend zurück.
Thematisiert wird schließlich auch die Besetzung des Klosters Neustift durch die deutsche Wehrmacht – ebenso wie der Bombeneinschlag vom März 1945, bei dem unter anderem die barocke Kirchenkrippe stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Die Installation wurde realisiert mit Unterstützung der Gemeinde Vahrn, der Brixen Tourismus Genossenschaft, der Stiftung Südtiroler Sparkasse, der Raiffeisenkasse Eisacktal und der Taaut KG des Walter Colombi.
